Welches sind die wesentlichen Stufen unseres Bewusstseins?
Lassen sie sich als Stufen, als deutlich voneinander verschiedene Bewusstseinsbereiche erkennen?
Durchaus, - wenn wir uns mit diesem Thema etwas beschäftigen …
Das Großartige und Schöne ist, dass die tieferen Stufen unseres menschlichen Bewusstseins uns ohne Drogen zu nehmen zugänglich sind … (Ich habe Drogen nie genommen.)
Weil sich die Übergänge - wahrnehmbar und relativ klar unterscheidbar - vom erlebenden Menschen erkennen lassen, können wir von und über vier grundlegende, im Menschen angelegte Bewusstseinsstufen sprechen.
Ich veranschauliche diese vier unser Bewusstsein grundlegend definierenden Bewusstseinsebenen hier mit kurzen, verständlichen Umschreibungen.
1 - Unser Alltagsbewusstsein
Die meisten von uns befinden sich - fast ausschließlich - auf dieser Grundstufe unseres Bewusstseins. Sie umfasst die ganze Bandbreite unserer Gefühle und Reaktionen auf den von uns erlebten Alltag. Leider ist heute Stress die am häufigsten erlebte Reaktion auf ihn. Unterbrochen - leider nur gelegentlich - von Momenten, in denen es uns gelingt, uns von diesem Stress lösen zu können, und wir als Reaktion auf äußere oder zum Teil auch in uns angelegte Umstände emotionale Empfindungen wie Freude, Glück oder auch Entspannung oder Ruhe erleben, also etwas, was uns über die Bewältigung des Alltags „hinaus empfinden“ lässt …
Die vielen negativen Gefühle und Gedanken, die uns oft Probleme bereiten, ereignen sich alle auf dieser Stufe des Alltagsbewusstseins. Sie sind Folge jener Prägungen, die in der frühen Kindheit und in einer weiteren wichtigen Phase der Verarbeitung dieser Prägungen während der Jugend auf uns eingewirkt haben.
Immer wenn wir uns freuen und Glück empfinden, wird aber bereits der zweite große, und durchaus noch mit unserem Alltagsempfinden verbundene, über es aber auch hinaus gehende Bewusstseinsbereich berührt:
2 - Die Bewusstseinstufe des SEINS
Die Lösung vom Stress des Alltags gelingt hier recht unmittelbar, wenn wir unser Bewusstsein ausrichten auf eine Haltung, die sich in etwa verdeutlichen lässt durch den Buchtitel des großen Autors der Humanistischen Psychologie Erich Fromm: „Haben oder Sein“. Auf dieser Bewusstseinsstufe leben wir ganz im gegenwärtigen Augenblick des „Hier und Jetzt“.
Die Grundhaltung des SEINS ist im Grunde konträr zum in unserer westlichen Kultur dominierenden Materialismus und entspricht etwa der ostasiatischen Geisteshaltung des „ZEN“, die im Verlauf des letzten Jahrhunderts auch im Westen bekannt wurde: eine Haltung, die in dem, was der Augenblick gerade erfordert, ganz aufgeht, - gleichgültig, um welche Tätigkeit des Alltags es sich handelt … Eine Haltung entsteht, die empfänglich ist für „die Schönheit des Augenblicks“:
Hier verschafft sich der erlebende Mensch - in einer ersten Annäherung - den Zugang zur Welt der eigentlich existierenden Wirklichkeit …
Diese Stufe unseres Bewusstseins ist von uns allen schon erfahren worden. Wir kennen alle Momente, in denen wir in einer Tätigkeit "ganz aufgehen", wenn wir sie für wichtig halten und sie gerne und mit Einsatz ausführen. Musiker, Künstler, Handwerker, Sportler, aber natürlich auch Mütter und besonders Kinder, WIR ALLE, kennen diese Momente ... und erfahren sie oft unbewusst. In einer ersten Annäherung erfährt hier der erlebende Mensch die tiefere quantische Wirklichkeitsebene der VERBUNDENHEIT VON ALLEM ...
Die Welt kann nicht anders SEIN, als wie sie in diesem Augenblick existiert und IST ! Mich und alle meine Schwächen und Neurosen, wie auch die aller meiner Mitmenschen eingeschlossen! Immer lässt sich die Welt dieses existierenden Seins ja zurückführen auf etwas zuvor Existierendes, auf etwas, was zum SEIN des gegenwärtigen Augenblicks geführt hat, - letztlich zurück bis zum Urknall …!
So ist das Verhalten aller Menschen und selbstverständlich auch von uns als negativ, als falsch oder sogar als Verbrechen empfundenes Verhalten immer auf „ein Davor“ zurückzuführen: auf in der frühen Entwicklung und Kindheit erfahrene Prägungen, auf unsere genetisch bedingten Erbanlagen. Und auch auf Einflüsse der gesellschaftlichen Epoche, - Einflüsse, die wir mit dem Begriff KULTUR bezeichnen. Da dieser Begriff etwas missverständlich ist: natürlich ist der Einfluss einer japanisch geprägten Kultur ein anderer als der einer „europäischen“ oder einer „amerikanischen“ Kultur oder jener eines Regenwaldbewohners.
Die nicht wertende Grundhaltung der Bewusstseinsstufe des SEINS, auf der sogar das permanente „Karussell“ und „Hamsterrad“ unserer Gedanken zur Ruhe kommt, wird als außerordentlich stärkend, als ein „sich gründen“ empfunden. Hilfsmittel ist dabei eine Haltung, die Gedanken einzuschränken auf das im Augenblick Erforderliche und auf ein darüber hinaus nicht denken zu wollen. Wenn es gelingt, sich den Übergang zu dieser anfangs für die meisten von uns zwar wohl nicht unmittelbar zugänglichen, aber durchaus erlernbaren Grundhaltung zu erschließen, tritt ein erstaunlicher Effekt auf: in diesem Bewusstseinszustand hat der ihn erlebende Mensch den Eindruck, frei von jeder Art von emotionalen Störungen und Neurosen zu sein …!
Meine Erfahrung ist, dass sich auf dieser Bewusstseinsstufe eine Art Isolierung gegenüber den oft negativen Alltagseinflüssen einstellt.
Da Isolierung eine Bedingung von allem Quantischen ist, erschließt sich hier - in einem weichen, und keineswegs abrupten Übergang, wie man aufgrund des bekannten „Quantensprungs“ annehmen könnte, ein quantischer Bewusstseinsraum der Potenzialität, in dem sich ALLES auf ein bestimmtes ZIEL, nämlich die bereits erwähnte EINHEIT VON ALLEM ausrichtet.
3 - Die Bewusstseinstufe des MITGEFÜHLS
Aber etwas fällt dem so bewusster werdenden Menschen auf:
Der Zugang zum Erkennen des Welt-Ganzen hat sich auf der Stufe des SEINS zwar geweitet, es scheint aber eine Bewusstseins-Dimension zu geben, die darauf verweist, dass diese „robuste“ Grundhaltung des SEINS unvollständig ist:
die Bewusstseinsebene unserer Empathie-Fähigkeit!
Die Bewusstseinsforschung spricht von „Spiegelneuronen“: unsere Fähigkeit, auf die emotionale Befindlichkeit eines anderen Menschen unmittelbar zu reagieren, indem wir seine emotionale Situation „spiegeln“ und mitempfinden können!
Und am stärksten und emotionalsten reagieren wir darauf, wenn wir einen anderen Menschen leiden sehen!
Da wir in einer Welt leben, in der sich das LEID unserer Mitgeschöpfe und unserer Mitmenschen nicht übersehen lässt, erschließt sich hier der Zugang zu einer Bewusstseinsstufe, die zwar in uns unterschiedlich stark ausgeprägt und entwickelt ist, die aber über die genetisch begründete Befähigung:
uns Menschen im eigentlichen Sinne definiert, uns ausmacht und
uns zum Menschen macht …!
Und erst wenn ich erfassen kann, was LEID wirklich ist, kann sich der große Zugang zur raumzeitlosen ENERGIE der ALLES umfassenden LIEBE und der Verbundenheit und der EINHEIT VON ALLEM öffnen.
4 - Die Bewusstseinsstufe der EINHEIT
Dies ist der tiefste, von uns Menschen erfahrbare Bewusstseinszustand. Sämtliche Gegensätze sind hier aufgehoben! Der ihn erlebende Mensch erfährt ihn als nicht steigerungsfähige ERKENNTNIS VON ALLEM … !!! Dass er mitunter als „Erleuchtung“ bezeichnet wird, hat seine Ursache in der Tatsache, dass vor zwei- oder zweieinhalbtausend Jahren nichts über diese in jedem Menschen angelegte Befähigung gewusst werden konnte und die ersten „Verkünder“ einer von ihnen erfahrenen, sich von der jeweiligen historischen Realität so enorm unterscheidenden Wirklichkeit als „Erleuchtete“ oder als Propheten bezeichnet wurden.
Abraham Maslow, einem die Bewusstseinsforschung des vergangenen Jahrhunderts stark prägenden Wissenschaftler und Psychologen, gelingt in seiner „Psychologie des Seins“ eine Beschreibung dieses Zustands, die uns helfen kann, seine Dimension zu erahnen:
„Der Mensch in diesem Zustand bedarf keiner Zukunft: WEIL SIE BEREITS DA IST! Werden hört in diesen Momenten auf,
in denen die Zeit sich auflöst und unsere größten Hoffnungen und alle unsere Ziele in der höchsten Form erfüllt und eingelöst sind!“
Maslow spricht an anderer Stelle aber auch über die Bedeutung der menschlichen Bedürfnisse und sieht in der Überwindung unserer Ego-Grenzen und im Bedürfnis, das Transzendente zu erfahren, das er „Gipfelerfahrung“ nennt, das höchste der Bedürfnisse des Menschen und sagt sehr schön und eindringlich:
„So wie der Tiger kein Käfigtiger sein will, will auch der Mensch seinem eigentlichen Wesen nach kein defizitärer, sondern voller und ganzer Mensch sein!“
Und will damit sagen:
Erschließt euch den Weg zu dieser in euch angelegten Bewusstwerdung …
Zu den hier dargestellten ineinander übergehenden vier Bewusstseinsstufen des Menschen ist aber auch zu sagen, dass die hier von mir skizzierte Reihenfolge der Stufen mir zwar als übereinstimmend mit unserer eigentlichen, quantisch in uns angelegten Wirklichkeit erscheint.
Ich weiß aber auch, dass es Menschen gibt, die Schwierigkeiten haben, die Mitgefühl-Stufe zu erreichen. Als ob sie ihnen, in Abhängigkeit von den von ihnen erfahrenen Prägungen, besonders fremd ist! Umgekehrt haben andere meiner Mitmenschen Probleme, ins SEIN zu kommen. Es ist also auch möglich, mit der Reihenfolge „zu experimentieren“.
Ich bin am Ende meines Lebens zutiefst der Überzeugung, dass
diese vier Bewusstseinsstufen erst den ganzen Menschen ausmachen!
Und sehe das durch mein Leben bestätigt: So kann ich heute von mir selbst sagen, dass mir die Bedeutung der SEIN-Stufe lange Zeit nicht bewusst war, und dass ich auf dieser Stufe Schwächen hatte, - und dass mir damit etwas Wesentliches fehlte.